l'atelier BRUT.
Weinblog.
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Mai, 2025 auf Mallorca: Wir gehen durch das charmante Dorf Consell, im Herzen von Mallorca und alles wirkt ruhig: enge Gassen, ein paar Cafés, Stadthaus an Stadthaus – man würde nie vermuten, dass sich hier eines der ältesten Weingüter Mallorcas verbirgt.
Wir stehen vor einer unscheinbaren Tür, machen sie auf, und plötzlich öffnet sich ein weiter Hof. Traditionelle, wunderschöne Gebäude, ein perfekt gepflegtes Areal, der Blick über die Reben – ein kleines Wunder mitten im Dorf.
Bodega Ribas ist ein Familienbetrieb durch und durch. Seit 1711 bewirtschaftet die Familie ihre Weinberge, heute bereits in der 10. Generation. Die Geschwister Araceli und Javier Servera Ribas leiten den Betrieb technisch – sie halten an der Tradition fest, treiben gleichzeitig Forschungsprojekte zur Reduzierung der Umweltbelastung voran und verbinden Familiengeschichte mit modernem Anspruch.
Wir haben uns für eine Führung angemeldet und starten im Hof. Nach einem kurzen Rundgang draußen geht es durch die alten, sorgfältig erhaltenen Gebäude:
Während der Tour erfahren wir viel über die Gegebenheiten und das Handwerk bei Bodega Ribas.
Die Nähe zum Meer der hiesigen Rebberge mildert die Extreme: Sommer mit 31 °C, Winter mit Tiefstwerten von 5 °C. Fast täglich bringt der Embat, die frische Meeresbrise, Abkühlung in den heißen Monaten und gleicht die hohe Luftfeuchtigkeit aus. Die Böden sind sandig-lehmig und von Kies durchzogen – somit durchlässig, nährstoffarm, schnell erwärmbar. Genau das fordert die Reben und prägt den Charakter der Weine.
Im Keller regiert die Sorgfalt: Die Trauben werden per Hand gelesen und gleich doppelt selektioniert, bevor sie in Edelstahl, Beton oder Holz vergären. Der Ausbau erfolgt in 500-Liter-Fässern – groß genug, um die Frucht zu bewahren, und doch mit dem feinen Holz-Einfluss, der den Weinen Balance und Tiefe verleiht.
Forschung bleibt Teil der DNA: Ribas arbeitet an Projekten zur Verbesserung der autochthonen Sorten, zur Reduzierung der Umweltbelastung und zum Erhalt des genetischen Erbes Mallorcas.
Bei Bodega Ribas dominieren lokale Sorten – Mantonegro, Gargollasa und Prensal Blanc machen rund 70 % der Rebflächen aus.
Während der Führung erfahren wir, dass im Rotweinbereich punktuell die internationale Sorte Syrah eingesetzt wird, um die heimischen Sorten optimal zu ergänzen – eine Rebe, die der Winzer während eines Arbeitsaufenthalts an der nördlichen Rhône kennengelernt hat.
Von den Ribas-Weinen mochte ich besonders die Sió-Linie, benannt nach der Großmutter der heutigen Generation.
Mein Favorit: Sió Negre. 70 % Mantonegro – überwiegend von alten Reben – und 30 % Syrah prägen ihn. In der Nase dunkle Beeren, feine Würze und mediterrane Kräuter, am Gaumen eine seidige Struktur: dicht, aber zugleich frisch.
Bodega Ribas ist für mich eine tolle Überraschung. Zunächst denkt man: „Ach, ein kleines Dorfweingut“ – und plötzlich steht man mitten im großen Hof, blickt über wunderschöne Gebäude und gepflegte Reben. Für mich erzählt Bodega Ribas Geschichte und baut gleichzeitig Zukunft. Ein schönes Beispiel dafür, wie ein Familienbetrieb Authentizität und moderne Weinwelt auf so sympathische Weise vereinen kann.
PS – ein kleines Extra-Erlebnis: Im Shop darf Wein direkt aus dem Tank erworben werden. Besucher dürfen eigene Flaschen mitbringen und sie unkompliziert abfüllen lassen – und das zu mehr als fairen Preisen.
Cheers und bis zum nächsten Mal
l’atelier BRUT.