l'atelier BRUT.
Weinblog.
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Sommer 2025. Fahrt durch die weiten Hügel von Gallura – zwischen windzerzausten Macchia-Büschen, knorrigen Korkeichen und sonnenverbrannten Felsen. Viel Gegend, wenig Menschen, ein Weingut wie dieses erwartet man da eher nicht: modern, elegant, gleichzeitig tief verwurzelt. Tenute Olbios liegt im Nordosten Sardiniens, nahe Olbia (dort wo die weisse Rebsorte Vermentino zuhause ist).
Der Name der Tenute stammt aus dem Altgriechischen – „Ólbios“ bedeutet so viel wie „glückliches, fruchtbares Land“. Und genau so fühlt es sich an, wenn man über das Gelände läuft.
Ólbios, das ist vor allem Daniela Pinna. Eine Frau mit Vision, Haltung – und einer besonderen Beziehung zum Vermentino. Einer Sorte, die sie nicht einfach produziert, sondern interpretiert.
Nicht nur die bekannte Apero-Variante, sondern alle möglichen Facetten – mit Tiefgang, Struktur, und Reife.
Die Weinberge liegen auf granit- und sandhaltigen Böden, windoffen, in Meeresnähe. Keine Bewässerung – die Reben holen sich, was sie brauchen, aus der Tiefe. Das ergibt Spannung, Mineralik, Konzentration.
Die Bewirtschaftung: traditionell, nachhaltig, zertifiziert. Die Weine sind 100 % vegan, der Betrieb geht bewusst mit Wasser, Strom und Ressourcen um.
Im Keller ist eine Wand komplett aus rotem Granit – als stilles Monument für das, was die Weine hier besonders prägt. Davor: Vermentinos in verschiedenen Ausbauformen – teils im Holz, teils unter Florhefe (!). Alles mit Neugier und Sorgfalt vinifiziert.
Das Ergebnis: Vermentinos mit aromatischer Komplexität, Würze, teils oxidativer Tiefe – so facettenreich, wie man sie von dieser Rebsorte selten kennt.
Ich bin ehrlich: Ich war wegen des Vermentino’s da – und habe ihn dort ganz neu kennengelernt. Nämlich nicht nur neue Varianten des klassischen sardischen Sommer-Apéro’s mit Bouquet. Sondern auch intensiv, gereift, als Spätlese, im Holz ausgebaut und sogar unter Florhefe. Hier wird Vermentino nicht nur angebaut – hier wird er zelebriert, interpretiert, weitergedacht.
Mein persönlicher Favorit: der Lupus in Fabula late Harvest – ein spät gelesener Vermentino, tief, floral, komplex.
Auch bei den Roten zeigt sich die Olbios-andschrift: Cannonau (aka Grenache), Carignano und die autochthone Sorte Muristellu (nicht zu verwechseln mit spanischem Murenillo!) bringen Struktur und Frische in die Rotweine – trotz Hitze. Der CanGrande etwa: kraftvoll, mit dunkler Frucht und schöner Würze – und dennoch elegant im Abgang.
Tenute Ólbios ist für mich eines der Weingüter, das zeigt, wie viel Spielraum in sogenannten „Aromasorten“ steckt – wenn man sie ernst nimmt. Vermentino als seriöse Rebsorte mit Tiefgang? yes please! Daniela Pinna schafft das wirklich und zwar ohne, dass die Weine ihre charakteristischen Aromen verlieren.
Bleibt nur zu sagen: der Besuch sowie das Tasting – inklusive passender Käse-Kombi (ja, den sardischen Pecorino-Käse liebe ich auch) – war für mich ein echter Glücksgriff.
Cheers und bis zum nächsten Mal
l’atelier BRUT.